Evi Juon


Rabeschwarz und Pinkvioletta – Kleine Zürichdeutsche Bild- und Sprechoper


D Häx Pinkvioletta hät mit ihrem Rab, em Rabeschwarz, imene chlyne Hüsli gwonnt,
mit emene grosse wilde Garte drumume.

Sie hät immer en hufe z schaffe gha: Jätte, choche, wäsche, glette…
Hüt zum Byspiel isch sie am Chrottepöschehonig ychoche gsi. De Rab hät ere ghulfe wo ner
hät chöne. Er hät ghofft, wenn s schnäller fertig würdet, chönntet s wieder emal mit em
Bäse en Usflug mache. Aber ebe, d Pinkvioletta hät ja scho lang nüme wele go usflüge.
Em Rabeschwarz isch au ufgfalle, dass de Bäse nüme a sym alte Platz gsy isch. «Chan ächt
d Pinkvioletta no flüge?» hät sich de Rab gfröget.

Überhaupt i letschter Zyt isch eusi Häx immer e chli träger und unzfriedener worde.
D Sune isch ere z hell gsi, de Rab hät s ere au nöd chöne rächt mache und geschter sind
ere no d Schnägge hinder de Salat! De Rab isch halt dänn öppene mal usgfloge, wänn s
em z vill worde isch.

D Häx und ihre Vogel händ no zäme en Schlaftee gno, das isch en alti Tradition gsy.
«Äch Rabeschwarz» hät d Pinkvioletta agfange süüfzge, «gäll im Moment isch es nöd so luschtig
mit mir. Ich bin eifach immer unzfriede. De Garte isch gar nüme schön und im ganze Hus
es Durenand!» De Rabeschwarz hät ere müese rächt gä und gmeint: «Viellicht sötte mer wieder
emal richtig butze und grümple. Und säg, wänn häsch Du eigentlich s letschtimal zauberet?»
Das het er d Häx nämli scho lang gern gfröget.

«Isch das en Staub daobe!» D Pinkvioletta und de Rabeschwarz sind zmitscht
am Grümple gsi. «Rabeschwarz» hät d Häx plötzlich grüeft: «Hei, ei, ei, jetzt lueg emal da!»
De Rabisch gwunderig hereträppelet. «Das sind doch mini alte Zaubersache:
Myn Häxebäse und s Zauberbuech! Und da e Foti vo eusere Zauberklass! Je d Häxe Strohfüür
und Flatterhaft, das sind zwei dicki Fründine gsi, de Zauberer Blaumond und gsehsch
da sind mir!»
Nachdenklich hät d Pinkvioletta ihre Bäse aglueget und dänn im Zauberbuech blätteret:
Blauzauber, Fröschennachtzauber, Flug- und Luftzauber, Besen, Handhabung und Pflege.
«Zaubere wär scho s Schönscht!… Viellicht chönnt ich ja doch e gueti Häx werde.
Ich müesst nu wieder afange üebe! Ich bi doch e Häx – und e Häx mues zaubere!»

Am andere Morge isch d Pinkvioletta scho ganz früe ufgstande. De näbelblaui Garte hät
no tüf gschlafe. Lieslig hät sie de Morgerock agleit und isch usem Zimmer tüselet, damit de
Rab nöd verwachet.

I de Dachchammere hät s jetzt eso schön usgseh. Es isch heller worde und en hufe Platz
hät s geh. «Das wird jetzt mys Zauberchämmerli» hät d Häx beschlosse. Sie hät Papier,
Farbe und Schriebzüg ufegholt und de Tisch e chli as Liecht füre gschobe. Näbetra sind
ihri Zaubersache, s Buech, d Foti und de Bäse herecho. D Pinkvioletta hät s Feischter wyt
ufgmacht und grad agfange üebe.

Wo s dusse heller worde isch, hät s vo de Chuchi her so fein vo frischem Kafi gschmöckt.
D Pinkvioletta isch sofort abe go luege, öb ihri erschti Üebig, en Zmorge z zaubere, glunge
isch. I de Chuchi une händ die zwei nur no gstunet: Alles isch schön tischet gsi, es fürschtlichs
Zmorge mit Butter, Gumfi und grosse chnusprige Gipfel! D Pinkvioletta hät de Rab fascht es
bitzeli stolz agstrahlet.

Oh… und dänn hät sie s gseh! De Rabeschwarz hät en fürchterlich grüene Schnabel gha.
«Also glych en Fehler!» hät d Häx enttüscht gstöhnet. «Das macht doch nüt» hät sie de Rab
grosszügig tröschtet. «Du bringsch en scho wieder gäl here. D Hauptsach isch doch,
dass i dem Hüsli wieder zauberet wird!»

D Pinkvioletta hät vo jetzt a jede Tag güebt. Sorgfältig hät sie eis Kapitel nach em andere
dure gno. Mit grosse Zeiche und Notize sind neue Erkänntnis feschtghalte worde. S Zaubere isch
ere immer liechter vorcho. Stundelang hät sie chöne i ihrem Chämmerli brüete und deby Zyt
völlig vergässe. Nur öppis hät eifach nöd wele klappe: Am Rabeschwarz syn grüene Schnabel
isch beharrlich grüen blibe.

Es isch ere d Idee cho, sie chönnted bim Zauberer Blaumond go Rat hole.

«Rabeschwarz hüt chönnte mer wieder emal usflüge.» De Rab isch sofort deby gsi.
Sie händ s Ruckseckli packt und sind mit em Bäse gstartet. De Vogel hät schön de Plausch
gha. Er isch z vorderscht vorne uf em Bäsestiel ghocket und hät de Wind vergnüegt dur
d Fädere blase la.

«S Wichtigschte isch, dass Du öppis Guets möchtsch zaubere» hät de Zauberer Blaumond
gseit. «Mer mues es ganz fescht wele, sich s Ergebnis genau chöne vorstelle und d Überzügig ha,
das es klappt. Dänn falled eim au die schwierigschte Zauberformle y!»

D Pinkvioletta hät plötzlich en Yfall gha. Sie hät agfange luschtigi Pirouette schla und
dezue en lange Spruch flüschtere: «Rabi di putz schwups kucks muggels lucks glucks, grün wird
gelber, siehst du selber!» Und es isch gange! Em Rab syn Schnabel isch tatsächlich wieder gäl
worde. Isch das es Ereignis gsi!

D Pinkvioletta und ihre Vogel händ sich dankbar bim Blaumond verabschiedet und sich
vergnüegt uf de Heiwäg gmacht. Isch das schön gsi da obe!… Jetzt isch s ne so richtig
um s Fyre gsi. Sie händ ihre Profiant füre gno und mit emene feine Gläsli Wy agstosse.

I de nächschte Nacht hät d Pinkvioletta en Traum gha: I ihrem Garte sind herrlichi Blueme
gwachse, mit grosse gheimnisvolle Blüete dra. Senigi hät sie no niene gseh.

Am andere Morge isch d Häx voller Tatedrang ufgstande. Wänn s ihre nu glinge würd, die
bsundere Blueme i ihren Garte z zaubere! Sie hät jetzt sowieso nach neue Zauberideä
gsuecht und öppis Eignigs erfinde, wär doch vill glätter, als nur d Üebige us em Zauberbuech.
I ihrem Chämmerli hät sie sorgfältig alles agfange überlegge. Wichtig isch au gsi,
a d Schnägge z denke. Das hät sie us Erfahrig gwüsst.

«Ich zaubere für sie drü unwiderstehlichi Schlemmersalöt, alles anderi händs nödgärn…»
Bis die kostbare Zaubersprüch usgryft gsi sind, häts zimmli vill Zyt brucht, de Schnägge-
zauber isch ebe en bsunders Ufwändige gsi…

I de nächschte Vollmondnacht hät d Pinkvioletta ihre Zauber in Garte rund um s Hüsli gstreut.

Sit dere Vollmondnacht sind scho wieder einigi Wuche verstriche gsi. D Pinkvioletta isch alpot
in Garte go luege, öb scho öppis füre chäm. Aber sie hät eifach nüt gseh.

Langsam isch sie ungeduldig worde und die erschte Zwyfeli händ an ere agfange nage.
Aber de Rab hät gfunde, s Wachse bruchi ebe ä chli Zyt.

Wo s gäg de Abig nomal in Garte sind, hät d Pinkvioletta öppis gseh! Überall sind hellgrüeni
Spitzli vorwitzig us em Bode cho. D Pinkvioletta isch ganz ufgregt gsi, sie hät begeischteret
uf de Rab ygschwätzt und isch selig im Garte ume gloffe.

D Spitzli sind immer grösser und grösser worde. Die Einte händ scho bald agfange Chnöpf
asetze und wo die erschte ufgange sind, hät s im ganze Garte wunderbar agfange schmöcke
und blüe, i de bezaubernschte Pink- und Violettön. Die schönschte Schmetterling
sind in Garte cho und händ da und det e Blüete bsuecht.

D Pinkvioletta und de Rabeschwarz sind glücklich vor em Hüsli gsässe und händ in Garte
gstunet. Es isch wie n es Wunder gsi.

«Pinkvioletta!» hät s vom Gartetörli her grüeft.
D Häxe Strohfüür und Flatterhaft sind uf Bsuech cho! D Pinkvioletta hät s fascht nöd
chöne glaube. Das hät e herzlichi Begrüessig ge. D Häx Strohfüür hät verzellt, sie hebi
gschpürt, dass bi de Pinkvioletta öppis bsunders vor sich gäch. «Gsehsch Häx Flatterhaft,
ich han rächt gha, lueg emal die Blüete, häsch Du scho so öppis gseh!»

Und chum isch die Häxegsellschaft bim Kafi ghöcklet, isch au no de Zauberer Blaumond
verby cho. Au ihn hät s magisch daherezoge. Wo alli so gmüetli zäme gsi sind, hät d Pink-
violetta gfunde, mer chönnti doch es richtigs Fäscht mache. Alli händ enand agfange helfe:
De Zauberer Blaumond hät en grosse Pilz in Garte zauberet, d Häxe Strohfüür und
Flatterhaft en Tisch und es Bänkli drunder und d Pinkvioletta hät mit es paar Zaubersprüch
es herrlichs Fäschtesse uftische la.

Das isch denn no en sälte schöne Abig worde. D Häxe und de Blaumond händ sich beschtens
underhalte und de Rab hät syni Studie gmacht. Nach em z Nacht händ d Schmetterling es
zarts Luftballett zeiget und nach em Dessert sind sogar no d Schnägge verby cho, sie welled
sich erkenntlich zeige für d Salöt…
Und dänn händ s en luschtige bodeständige Tanz vorgfüert, en Schnägge Cha Cha.
Eso schön hät no niemer d Schnägge tanze gseh!

A dem Abig isch d Pinkvioletta bsunders glücklich ygschlafe. I letschter Zyt isch ere alles so
rych vorcho und hüt hät eifach alles gschtume.

© Vision of Paradise, Music + Art Ruth Juon und Evi Juon, Schweiz